Mittwoch, 20. August 2008

Provozieren mit Saufen? Wie denn sonst!

"Provozieren mit Saufen", kommentiert der Tagi. Denn ein neues Schreckgespenst geht um: Botellones. Der aus dem sonnigen Spannien stammende Brauch, sich draussen in Massen zu betrinken, schwappt in die Schweiz über. Und kaum gab's in Genf mal einen mit ein paar Besuchern, wird's zum Medienereignis. Kurz darauf werden in weiteren Schweizer Städten entsprechende Veranstaltungen angekündigt. Die Politik ist natürlich dagegen. Die Zürcher Stadträtin Esther Maurer, die auch die Streetparade verbietbar findet, wills prompt verbieten. Wie geht das? Wie verbietet man eine Vernastaltung, die's offiziell nicht gibt? Wie hindert man hunderte bis tausende von Leuten, die sich gerne im Park gemeinsam einen antrinken, an ihrem schändlichen tun? Mit Verordnungen? Mit nachdrücklichen Äusserungen in der Presse?

Dabei hat man sich die Sache selber eingebrockt. Seit einigen Jahren gerät die Jugend unter Beschuss. Und zwar wegen dem Saufen. Auch wenn die SFA kürzlich wieder festgestellt hat, dass die heute fünfzehnjährigen weniger trinken, als noch vor fünf Jahren, weiss jeder: Die Jugend ist dauernd am Komasaufen. Das muss aufhören!
Deshalb kriegt man nach neun an Bahnhöfen kein Feierabendbier mehr, deshalb denkt man sich allerlei Verbote und Massnahmen aus, wie man die Jugend am Saufen hindern könnte. Und dann wundern sie sich, wenn die Jugend sagt: Klar, wir saufen.
Erstens wird das von ihnen erwartet, zweitens haben sie ja keine andere Wahl. Wie sollen sie sonst rebellieren. Wirre politische Ansichten? Eltern hätten gerne, hätten ihre Kinder mal ein paar solche, wie einst sie selber, damals in den 70ern. Sex vor der Ehe? gibt's überhaupt noch andern? Musik, die Eltern nicht als Musik erscheint? Stösst bei altrockenden Eltern auf vollstes Verständnis. Bizarre Mode? trägt morgen deine junggebliebene Tante. Drogen? Dein Onkel kennt LSD-Geschichten, da geht dir der Kinnladen runter.
Aber das Saufen. Da scheint man sich noch richtig aufzuregen. Also säuft die Jugend. Man stoppe sie mit Polizeigewalt! So ein bisschen Gummischrot und Tränengas macht eine Rebellion erst richtig authentisch.

btw. In St.Gallen brauchen wir auch einen Botellon. Kann ja nicht sein, dass wir schon wieder hinter allen andern Schweizer Städten hinterherhinken. Fühl mich aber zu alt, um zu einem aufzurufen, um dann wieder den Schwanz einzuziehen. Aber trotzdem, wo sind die jungen Rebellen?

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